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BGS Administrator
von BGS Administrator - Donnerstag, 22. September 2016, 15:03
Weltweit öffentlich

Inge Jens, Frau von einem an Demenz erkrankten Schriftsteller, Altphilologen, Kritiker und Übersetzer, einem vielseitig interessierten und engagierten Intellektuellen, Walter Jens, erlebt zu tiefst die Krankheit ihres geliebten Mannes und teilt ihre Gedanken, Ängste und Emotionen in Briefen mit. Sie schreibt kurze aber sehr eindrückliche Briefe an ausgewählte Menschen: an eine langjährige Bekannte, an ihre Freunde und die ihres Mannes, an einen Pfarrer, an eine Journalistin, an einen befreundeten Musiker… Alle ihre Briefe sind persönliche Zeugnisse über die tiefe Verbundenheit mit einem Menschen, der sich von Tag zu Tag von ihr entfernt, sie selber nicht mehr erkennt, mit ihr nicht mehr spricht, ihr keine Gefühle mehr zeigt… Sie kämpft,  protestiert, und resigniert zeitweise, bis sie,  schliesslich die Situation  realisiert und das Beste daraus zu machen beginnt. . Sie beschreibt eindrücklich, wie ihr die Krankheit einen lieben Menschen wegnimmt, obwohl er physisch noch bei ihr ist und wie ihr diese Distanz weh tut.

Inge Jens bringt ihren Mann während der schwierigen Zeit der Betreuung immer wieder ins Spital und letztendlich in eine Pflegeeinrichtung. Die Erfahrungen, welche sie mit medizinischem und pflegerischem Personal macht, stimmen nachdenklich und werfen kritische Fragen über den medizinischen Fortschritt, Nähe und Distanz, Empathie, Ethik und den Pflegeberuf auf.  

Eine berührende Schilderung und ein wichtiger Denkanstoss für alle.

Jens, Inge (2016). Langsames Entschwinden. Vom Leben mit einem Demenzkranken. Hamburg: Rowolth